Die Haut als Spiegel der Seele / Referent Frau Dr. Lopau

Anmerkungen und Fragen des Publikums sind in Rot gekennzeichnet.

Die Haut reagiert in vielen Fällen auf psychische Belastungen und wird deshalb als Spiegel der Seele bezeichnet. Um näher dahinterzukommen, sollte man die Funktionen und Struktur der Haut kennen. Sie besteht aus drei Schichten, der Epidermis (Oberhaut), der Lederhaut und der Unterhaut.  Zellen und Gefäße in der Lederhaut sind wichtig für die Verbindung zwischen Haut und Seele. In der Unterhaut wird die Regeneration gesteuert und dort liegen die Fettzellen. 

Unterhaut wird die Regeneration gesteuert und dort liegen die Fettzellen.

Der Anteil der Haut am Körpergewicht beträgt 15-20%.  Wichtige Zellen mit im Zusammenhang mit Juckreiz sind die Mastzellen und eosinophile Granulozyten. Sie haben Rezeptoren für Neuromediatoren, chemische Moleküle die für die Übertragung von Infos zwischen Nervenfasern und Synapsen verantwortlich sind – hierüber entsteht der Kontakt zwischen Psyche und Haut, außerdem setzen sie selbst Neuromediatoren und Zytokine frei. Zudem aktivieren sie die peripheren Nervenfasern, der Austausch erfolgt in beide Richtungen.

Mastzellen können Neurotrophine und Zytokine bilden; diese korrelieren bei Menschen mit chronisch entzündlichen Hauterkrankungen mit deren Schwere und dem Juckreiz. Vermehrtes Nervenfaserwachstum führt zu stärkerem Juckreiz, außerdem haben bestimmte Nervenzellen wichtige Funktionen.

Manche Nervenendigungen reichen bis ganz  oben, während man früher dachte, dass die gleichen für den Juckreiz verantwortlich sind wie für Schmerzen weiß man heute, dass das nicht zutrifft. Die Vermittlung von Juckreiz erfolgt über eigene Juckreizbahnen im Rückenmark, auch die verantwortlichen Regionen im Hirn sind mittlerweile bekannt. Sie liegen in Stammhirnanteilen und auch emotionalen Gehirnregionen.

Die Haut bietet außerdem Schutz, Hülle, Stabilität und Sensibilität.

 Pro Quadratzentimeter befinden sich 7-200 Tastkörperchen, vor allem an den Fingerkuppen und Lippen. Eine weitere wichtige Funktion ist die Kommunikation, unter anderem über die Schweißdrüsen (Geruch), Farbe oder Falten (Mimik/Gestik). Sie grenzt uns außerdem von der Umwelt ab und verbindet uns damit ebenso wie die Person innerhalb; die Verbindungen mit dem Gehirn und Nerven werden in der Embryonalentwicklung bereits festgelegt, sie entspringen aus dem Ectoderm. Die Nervenleitungen sind über Rückenmark und ZNS mit unserem Gehirn verschaltet. Deshalb ist es verständlich, dass Krankheiten nicht selten das ZNS und die Haut betreffen, es besteht eine enge funktionelle Verbindung.

Taktile reize werden emotional verarbeitet, diese Emotionen führen zu Hautreaktionen. Gänsehaut entsteht beispielsweise durch Kontraktion eines Haarbalgmuskels in der Haut, die nervliche Anregung kommt durch kleinste Nervenleitungen zustande die durch Neuropeptide erregt werden. Ähnlich ist es beim Erröten durch Scham, beides ist direkt mit einer emotionalen Reaktion verbunden. Die taktilen Reize spielen schon bei der Geburt eine wichtige Rolle. Über die Haut wird auch ein Gefühl von Sicherheit und Gemeinschaft als Grundstein für das Vertrauen zwischen Mutter und Kind vermittelt. Berührungen beeinflussen die sexuelle Entwicklung und Stimulationsfähigkeit und sind ein wichtiger Teil der Beziehungspflege.

Eine sichtbare Hauterkrankung  hat Auswirkungen auf  das soziale Umfeld, Selbstbewusstsein und Zwischenmenschliches – bei vermuteter Stigmatisierung kommt es häufig zum Rückzug aus Angst vor Ablehnung.

 

Das „Selbst“ spielt in der Tiefenpsychologie eine große Rolle, es besteht aus verschiedenen Anteilen die die Persönlichkeit ausmachen und wird geprägt durch persönliche Erfahrungen und gesellschaftliche Prozesse.  Diese entstehen schon im Säuglingsalter, in dem positiv erlebte Personen sich zu inneren Repräsentanzen wandeln. Besonders für die Mutter-Kind-Beziehung sind ein verlässliches inneres Bild und die damit verbundene Objektkonstanz essenziell.

In der Phase, in der ein Säugling sich selbst und seinen Körper beginnt zu begreifen, ist er darauf angewiesen durch Stimulation der haut in Kontakt mit seiner Umgebung zu kommen.  Hauterkrankungen wie Neurodermitis, die in einer frühen Lebensphase entstehen, vermitteln ganz unterschiedliche Empfindungen, von der eigenen haut geht plötzlich auch Unangenehmes aus. Wenn das Gefühl gemeinsamen Wohlbehagens dann verloren geht, wirken sich die Störungen in Vertrauen, Geborgenheit, Bindung, Intimität und Alleinsein auf die Bildung von Körperbild und Selbststrukturen aus.

Die Haut spielt auch bei der Beziehungsregulation eine Rolle, wir empfinden den Wunsch nach Nähe, Zärtlichkeit und Bindung, aber auch das Verlangen nach Abgrenzung und Individualität. Wenn dies nicht gelingt, kann es durch eine Hauterkrankung aufgenommen werden. Ungelöste innerliche Konflikte werden auf einer körperlichen Ebene ausagiert.

Bereits in der siebten Schwangerschaftsphase hat die Haut des Embryos ihre eigene Funktion, sie wird während der Geburt sehr stimuliert und danach wird darüber Wärme, Berührung und Kontakt empfunden. Während der taktilen Phase ist Stimulation sehr wichtig, und auch in der Pubertät ist die Haut von großer Bedeutung. Häufig kommt es zu Hauterkrankungen wie Akne, was sich natürlich auf das Selbstbewusstsein auswirkt.  Insgesamt fühlen wir uns besonders unter Druck durch die Anforderungen an die Selbstdarstellung und ästhetische Ansprüche. Betroffene haben wenig Selbstbewusstsein und verfallen in eine depressive Stimmung, seelische Belastung beeinflusst den Krankheitszustand und wird über die Haut wiedergespiegelt, die Beeinflussung funktioniert in beide Richtungen. Kratzen kann den Juckreiz vorübergehend lindern, anschließend empfinden die Patienten häufig Scham, was die Stressfaktoren weiter steigert.

Die Haut ist ein Immunorgan und hilft in vielfältiger Weise, manchmal neigen die Haut und Abwehrzellen dazu zu sehr zu reagieren, was sich als Allergie bemerkbar macht. Immunzellen können bis in oberste Schichten vordringen und treten in Kontakt mit Nervenendigungen, so entstehen beispielsweise bei Nesselsucht die Quaddeln. Diese kann unter anderem durch eine auf psychischer Ebene nicht zu lösende Konfliktsituation ausgelöst werden. Während bei der Nesselsucht die Mastzellen und Ausschüttung von Histaminen beteiligt sind, spielen die Mastzellen keine besondere Rolle bei Neurodermitis; hier kommt es zu einer Reaktion der T-Lymphozyten, die Botenstoffe ausschütten. Sie werden durch den Kontakt mit Nervenendigungen stimuliert und tragen dazu bei,  dass sich eine Entzündung rasch und heftig entwickelt oder vermindert werden kann.

Die Anteile von psychischen Erkrankungen bei Hautpatienten schwanken, bis 25% werden ambulant behandelt und bis 60% stationär. Es gibt eine biologische bzw erbliche Grundlage, durch psychosoziale Einflüsse werden, wie der Name schon sagt, die Psyche und Soziales beeinflusst – oft werden sie als biopsychosozial bezeichnet.

Die Haut eröffnet uns eine Vielfalt nonverbaler Ausdrucksmöglichkeiten, zum Beispiel Erröten, Verblassen, Schwitzen oder Zittern – der Versuch, das zu unterdrücken, kann zu Teufelskreisen führen.

 Eine psychotherapeutische Behandlung ermöglicht Betroffenen neue Verhaltensweisen.

Wie kann eine solche Behandlung aussehen? Unsere Tochter ist 20 und hatte schon mit ca. neun Monaten Probleme bis zum fünften Lebensjahr, da haben wir auch alles Mögliche probiert. Bis sie 14/15 war ging es dann gut, dann kam es zurück und momentan ist es wieder sehr schlimm. Sie ist der Meinung, dass das mit der Ernährung nichts zu tun hat. Wenn ich sie richtig verstanden habe, sollte man vielleicht erstmal von der psychologischen Seite schauen was da im Ungleichgewicht ist

Zusätzlich, ja. Es ist sicher nicht verkehrt, auch nach der Ernährung zu schauen und mehr-gleisig zu fahren, aber die Psyche würde ich davon nicht ausschließen. Durch Psychotherapie wo sie lernt, unbewusstes ans Licht zu holen und sich selbst besser zu verstehen was da gerade auf der psychischen Ebene passiert kann man versuchen etwas zu verbessern. Auch Stress, der ja oft der Auslöser für Neurodermitis ist, wird von jedem unterschiedlich empfunden. Es gibt beispielsweise die ambulante Psychotherapie bei einem niedergelassenen Psychotherapeuten oder Psychologen, da gibt es halt oft lange Wartezeiten. Sie können sich da auf Wartelisten setzen lassen, es ist wichtig dass sie da immer wieder anrufen und sich in Erinnerung bringen.

 

Je nach Kasse und Antrag bekommen sie dann eine gewisse Anzahl an Sitzungen bewilligt, wenn das nicht reicht können sie in eine Tagesklinik gehen wo sie nachmittags nachhause gehen und dort übernachten, das wird von der Kasse bezahlt. 

Wie ist denn ihre Meinung zum Cortison? Das hilft ja meistens, aber nicht auf Dauer.

 

Es ist gut dass es das gibt, aber es ist auch gefährlich und macht die Haut dünner. Es bekämpft zwar nicht die Ursachen, aber unterbricht erstmal den Teufelskreis. Langfristig sollte man es nicht nehmen, weil es eben Nebenwirkungen hat. 

Zählt die Schleimhaut, die bei Allergien ja oft betroffen ist, auch zur Haut?

Oh ja, das zählt auch dazu.

Eine sichtbare Hauterkrankung  hat Auswirkungen auf  das soziale Umfeld, Selbstbewusstsein und Zwischenmenschliches – bei vermuteter Stigmatisierung kommt es häufig zum Rückzug aus Angst vor Ablehnung.

Das „Selbst“ spielt in der Tiefenpsychologie eine große Rolle, es besteht aus verschiedenen Anteilen die die Persönlichkeit ausmachen und wird geprägt durch persönliche Erfahrungen und gesellschaftliche Prozesse.  Diese entstehen schon im Säuglingsalter, in dem positiv erlebte Personen sich zu inneren Repräsentanzen wandeln. Besonders für die Mutter-Kind-Beziehung sind ein verlässliches inneres Bild und die damit verbundene Objektkonstanz essenziell.

In der Phase, in der ein Säugling sich selbst und seinen Körper beginnt zu begreifen, ist er darauf angewiesen durch Stimulation der haut in Kontakt mit seiner Umgebung zu kommen.  Hauterkrankungen wie Neurodermitis, die in einer frühen Lebensphase entstehen, vermitteln ganz unterschiedliche Empfindungen, von der eigenen haut geht plötzlich auch Unangenehmes aus. Wenn das Gefühl gemeinsamen Wohlbehagens dann verloren geht, wirken sich die Störungen in Vertrauen, Geborgenheit, Bindung, Intimität und Alleinsein auf die Bildung von Körperbild und Selbststrukturen aus.

Die Haut spielt auch bei der Beziehungsregulation eine Rolle, wir empfinden den Wunsch nach Nähe, Zärtlichkeit und Bindung, aber auch das Verlangen nach Abgrenzung und Individualität.

Wenn dies nicht gelingt, kann es durch eine Hauterkrankung aufgenommen werden. Ungelöste innerliche Konflikte werden auf einer körperlichen Ebene ausagiert.

Bereits in der siebten Schwangerschaftsphase hat die Haut des Embryos ihre eigene Funktion, sie wird während der Geburt sehr stimuliert und danach wird darüber Wärme, Berührung und Kontakt empfunden. Während der taktilen Phase ist Stimulation sehr wichtig, und auch in der Pubertät ist die Haut von großer Bedeutung. Häufig kommt es zu Hauterkrankungen wie Akne, was sich natürlich auf das Selbstbewusstsein auswirkt.

Insgesamt fühlen wir uns besonders unter Druck durch die Anforderungen an die Selbstdarstellung und ästhetische Ansprüche. Betroffene haben wenig Selbstbewusstsein und verfallen in eine depressive Stimmung, seelische Belastung beeinflusst den Krankheitszustand und wird über die Haut wiedergespiegelt, die Beeinflussung funktioniert in beide Richtungen. Kratzen kann den Juckreiz vorübergehend lindern, anschließend empfinden die Patienten häufig Scham, was die Stressfaktoren weiter steigert.

Die Haut ist ein Immunorgan und hilft in vielfältiger Weise, manchmal neigen die Haut und Abwehrzellen dazu zu sehr zu reagieren, was sich als Allergie bemerkbar macht. Immunzellen können bis in oberste Schichten vordringen und treten in Kontakt mit Nervenendigungen, so entstehen beispielsweise bei Nesselsucht die Quaddeln. Diese kann unter anderem durch eine auf psychischer Ebene nicht zu lösende Konfliktsituation ausgelöst werden. Während bei der Nesselsucht die Mastzellen und Ausschüttung von Histaminen beteiligt sind, spielen die Mastzellen keine besondere Rolle bei Neurodermitis; hier kommt es zu einer Reaktion der T-Lymphozyten, die Botenstoffe ausschütten. Sie werden durch den Kontakt mit Nervenendigungen stimuliert und tragen dazu bei,  dass sich eine Entzündung rasch und heftig entwickelt oder vermindert werden kann.

Die Anteile von psychischen Erkrankungen bei Hautpatienten schwanken, bis 25% werden ambulant behandelt und bis 60% stationär. Es gibt eine biologische bzw erbliche Grundlage, durch psychosoziale Einflüsse werden, wie der Name schon sagt, die Psyche und Soziales beeinflusst – oft werden sie als biopsychosozial bezeichnet. 

 

Zusammenfassung: Amelie Weydringer

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