Am 9. Mai 2018 ging die Reise in das Ungewisse und Neue los – das Abenteuer Klimareise ans Tote Meer startete! Für mich war es das 1. Mal und ich habe sehr viel Hoffnung in die 3 ½ Wochen vor Ort gelegt.
Ich plage mich seit Jahren (Kleinkindalter) mit meiner Neurodermitis und je älter ich werde, desto stärker bin ich betroffen, in den Hochphasen (besonders der Winter) der komplette Körper. Der Juckreiz ist dabei das Schlimmste und ich kratze bis es blutet. Außerdem bin ich von Allergien (Heuschnupfen, Hausstaub) betroffen und auch was die Ernährung angeht muss ich so einiges beachten.
Vor Ort angekommen habe ich eine Berg-und Talfahrt erlebt. In den ersten Tagen ging es mir wunderbar, ich habe mich schnell eingewöhnt und sofort wohl gefühlt. Doch dann musste ich mit einer Erstverschlimmerung kämpfen, mein Juckreiz war schlimmer wie davor, meine Haut ist richtig aufgeblüht und sogar ganz neue Stellen kamen zum Vorschein. Ich war ständig am Kratzen und konnte nachts nicht schlafen. Solch eine Erstverschlimmerung ist bei uns Neurodermitikern durchaus normal und es kommt zu einem richtig heftigen Schub. Der Körper und die Haut müssen sich erst einmal an das heiße, trockene Klima und die salzhaltige Luft gewöhnen. Daraufhin hat mir die Gruppenleiterin Margitta Schatten verordnet, wo ich ca. 1 ½ Wochen lag und keine Besserung zu spüren und sehen war. Ich lag teilweise mit Kühlakkus unter dem Sonnenschirm, eingewickelt in nassen Tüchern und Kaliumpermanganat Tinktur auf der gereizten Haut. Ich habe gecremt wie ein Weltmeister mit Öl, Lotion, Zinklösung etc. Nach ca. 2 Wochen habe ich mich dann langsam wieder in die Sonne getraut und siehe da, es wurde langsam aber sicher besser und meine Geduld hat sich ausgezahlt. In der letzten Woche habe ich jeden Tag gespürt, da ging so einiges voran. Es war extrem wichtig, dass ich 3 ½ Wochen vor Ort war und keinen Tag kürzer. Im Wasser war ich nur dreimal, da ich ja zu Beginn viele offene Stellen hatte und mit diesen sollte man auf keinen Fall ins Wasser gehen, da es wie Feuer brennen und sich entzünden würde. Allerdings ist für mich als Neurodermitikerin nicht das Wasser am wichtigsten, sondern das heilsame Klima am Toten Meer. Dennoch war es ein unbeschreibliches Gefühl für mich dreimal im Wasser schweben zu dürfen und danach das Ergebnis einer wunderbar weichen, öligen Haut zu spüren.
Tagsüber hält man sich im sogenannten Natursolarium auf, was bedeutet, dass Männer und Frauen in getrennten Bereichen mit Sichtschutz und unter freiem Himmel nackt liegen, welches nur von Patienten genutzt werden darf. Man ist also unter Gleichgesinnten und ein reger Austausch über den momentanen Hautzustand findet statt oder man genießt einfach nur die Ruhe mit sich selbst, Musik oder einem Buch.
Der Tagesablauf im Hotel gestaltet sich eigentlich immer gleich: Man steht morgens früh um ca. 7 Uhr auf, um die ersten Stunden zu genießen, welche besonders für mich als Neurodermitikerin am besten geeignet sind. In der Mittagshitze war ich immer auf meinem Zimmer, da es bei teilweiße über 40 Grad schwer auszuhalten war. Der späte Nachmittag/Abend ist auch wieder wunderschön, an dem man die Abendsonne genießen kann. Man könnte meinen, dass bei so einem Tagesablauf Langeweile aufkommen mag. Doch das war bei mir gar nicht der Fall, ganz im Gegenteil. Ich habe die Zeit mit den Mitreisenden der Selbsthilfegruppe und besonders mit mir selbst sehr genossen. Einfach mal den Alltag(stress) hinter sich lassen und sich voll und ganz auf seine Haut zu konzentrieren tun unfassbar gut. Es ist extrem entspannend nicht ständig auf die Uhr schauen zu müssen, aber dennoch „Arbeiten“ zu müssen – damit wurde liebevoll das Braten in der Sonne gemeint, denn wir waren ja nicht zum Spaß da. So viel freie Zeit fordert einen auch heraus, da man – ob man will oder nicht – sich mit sich selbst auseinandersetzen muss. Natürlich erlebt man auch schlechte Tage, die aber genauso dazugehören und zum Heilungsprozess beitragen.
Die Fliegen können manchmal sehr nervig sein, da sie sich an jede erdenkliche Körperstelle setzen. Mit der Zeit gewöhnt man sich daran und empfindet es irgendwann als normal. Das Hotel im Allgemeinen war super für uns „Hautkranke“ ausgestattet und auf Sonderwünsche wurde immer eingegangen, das Hotelpersonal war sehr bemüht und stets freundlich. Auch die Auswahl beim Frühstück und Abendessen war reichhaltig, jeder wurde fündig. Die netten Runden bei der Happy Hour im Pub und beim Abendessen haben den Tag abgerundet.
Ich sehne mich oft nach dem Klima, der Freiheit nackt zu sein, der Gruppe und meinem Tagesprogramm zurück. Ob ich das nächste Jahr wieder ans Tote Meer fahren werde, weiß ich jetzt noch nicht. Es kommt natürlich auf die Entwicklung meiner Haut an. Momentan bin ich sehr zufrieden. Der Juckreiz ist zwar seit meiner Rückkehr wieder etwas stärker geworden, aber überhaupt kein Vergleich zu davor. Ich habe endlich wieder HAUT! Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal so weiche Haut hatte. Und braun bin ich natürlich auch geworden, was ich sehr genieße, da ich nun auch endlich Kleider anziehen kann ohne zu denken „Oh, jeder schaut auf meine hässlichen, vernarbten, verkratzten und trockenen Beine“. Meine Lebensqualität habe ich wieder zurück und ich fühle mich momentan unglaublich gut in meiner Haut.
Alleine die vielen Begegnungen und Gespräche zu den anderen Betroffenen haben mich schon weitergebracht. Es ist so schön zu sehen, dass man eben nicht alleine ist mit seinen Problemen und viele noch schlimmer davon betroffen sind.
Ich bin unglaublich dankbar, dass ich die Gruppenleiterin Margitta (Gitti/Gitta) kennenlernen durfte. Zu Gitti bzw. Gitta – wie sie so liebevoll genannt wird – kann man nur eines sagen: sie ist ein absoluter Goldschatz! Sie ist so wertvoll, ein Powerbündel, hat immer ein offenes Ohr und gibt hilfreiche Tipps.
Mein besonderer Dank gilt Margitta und allen Teilnehmern, die diese Klimareise zu einer einzigartigen, unglaublich intensiven, bereichernden und spannenden Zeit gemacht haben, die ich so schnell nicht vergessen und hoffentlich noch lange davon zehren werde.
Verfasser Frau Annika E…
Ein herzliches Dankeschön an die Verfasserin!