Neurodermitis-Vitalklinik

Fragen und Anmerkungen des Publikums sind in diesem Vortrag in rot hervorgehoben.

Man darf Hauterkrankungen nicht nur auf die Haut reduzieren, sondern muss in solch einem Fall auch Allergietestungen, Ernährungsberatung bei Allergien und Tests der Cholesterin- und Harnwerte durchführen. 

In der Vitalklinik werden Vorträge über Ernährung und das ausgewogene Ersetzen von Nahrungsmitteln gehalten, zu den Themen Hautpflege, Neurodermitis und Psoriasis, außerdem werden Neurodermitis- und Anaphylaxieschulungen angeboten und die Klinik ist Mitglied in der Neurodermitisakademie. Sämtliche Diäten können individuell angeboten werden, da alles in der Küche vor Ort gekocht wird, in der Basiskost wurden die 14 Hauptallergene rausgelassen. Es gibt auch ein psychologisches Programm, in der Klinik sind 2 Psychologinnen angestellt, bei einer Hauterkrankung bekommen Patienten dort automatisch einen Termin. Schwerpunkt ist hier der Zusammenhang von haut und Psyche, wie sie als Auslöser fungiert oder wie Erkrankte an den Folgen ihrer Hautprobleme leiden. Geboten ist ein breites Spektrum an Entspannungsangeboten wie eine Fantasiereise, Autogenes Training und progressive Muskelentspannung.

Welcher Arzt muss entscheiden, ob ich eingewiesen werde wenn es akut ist?

Wir brauchen für den stationären Aufenthalt die Einweisung, damit es von der Kasse übernommen wird, aber welcher Arzt sie einweist spielt keine Rolle, ob das der Hausarzt ist, der Internist oder Kinderarzt, wir sind da nicht so fachspezifisch wie beispielsweise die Uni-Kliniken. In die Ambulanz können sie auch ohne Einweisung kommen, das übernimmt die Kasse ohnehin nicht. Dort rechnen wir nach GEO ab, eine Erstberatung kostet ca. 30€, wir nehmen uns da aber auch eine halbe Stunde Zeit und beraten intensiv. Während des stationären Aufenthaltes lassen wir die Patienten zum Ende hin selbst cremen, wenn Kinder hier Patienten sind nimmt sich jemand mit einem Neurodermitistrainerschein noch einmal Zeit um zu erklären, welche Cremes wofür genutzt werden, damit auch zuhause dann eine Sicherheit für den Patienten besteht und er weiß, wie er sich verhalten muss. 

Haben sie Einzelzimmer?

Wir haben leider nur sechs Stück, die meisten Zimmer haben zwei Betten, die meisten Zimmer sind auf zwei oder drei Patienten ausgelegt, manche sind auch eher für Mutter und Kind oder werden dann einzeln genutzt. Wenn sie ein Einzelzimmer wünschen oder einen medizinischen Hintergrund haben, weshalb sie eines brauchen, melden sie das bitte bei uns an.

Wird das mit der Kasse dann auch so abgerechnet wenn die medizinische Notwendigkeit besteht?

Beim medizinischen Hintergrund kommen keine Kosten auf sie zu, wenn es eine Wunschleistung ist wird das dementsprechend und je nach Ausstattung abgerechnet.

Kann jeder den Neurodermitistrainerschein machen?

Nein, sie müssen mindestens zwei Jahre Erfahrung in der Behandlung von Neurodermitis haben, und entweder Arzt sein, Krankenschwester, Ernährungsberater oder so. Man hat zwar ein bestimmtes Programm, das immer abgespielt wird, aber es muss auch immer wieder angepasst werden, weil auch jede Gruppe anders ist. Da das auch von den Krankenkassen bezahlt wird, muss die Qualität solcher Schulungen gesichert sein, sie könnten aber daran teilnehmen. In jedem Bundesland gibt es auch eine Neurodermitisakademie, zweimal im Jahr setzt man sich dann zusammen und tauscht sich aus, damit nicht jeder etwas anderes erzählt. Wir führen mehrmals im Jahr Elternschulungen durch, auch Jugendlichen- und Erwachsenenschulungen gibt es.

Wir haben die Anaphylaxietrainerschulung mitgemacht, da war ein Herr von einer Selbsthilfegruppe dabei, er wird es zwar nie lehren aber hat sich zumindest durch die Teilnahme das Wissen angeeignet.

Bei der Neurodermitis hat sich die Proaktive Therapie als sinnvoll erwiesen. Trockene Haut muss kontinuierlich mit Cremes behandelt werden, die Proaktive Therapie arbeitet zusätzlich zur Basispflege hin und wieder mit Therapeutika.

Sehr häufig werden alle Ekzeme unter dem Oberbegriff in einen Pott geworfen.

Kontaktdermatitis tritt bei einer Kontaktallergie auf, hier sollte man einen Pflastertest machen um den Auslöser für die Hautreaktion festzustellen. Wichtig bei allen Hauterkrankungen ist, zu beobachten, eine „Bestandsaufnahme“ zu machen und ein Beschwerdetagebuch zu führen, um mögliche Verdächtige herauszufinden. Bei Tests findet man häufig nur Sensibilisierungen, aber keine richtigen Allergien. Wenn die Hauptverdächtigen gefunden sind, versucht man diese über einen Epikutantest nachzuweisen, um gezielt behandeln zu können.

Eine toxisch irritative Kontaktdermatitis tritt häufig bei Patienten mit trockener Haut auf – durch häufiges Duschen wird die Haut so irritiert, dass sich Stoffe draufsetzen und eine Entzündung unterhalten können.

Viele Kinder haben Milchschorf oder ein Wangenekzem, man sollte aber auch über ein seborrhoisches Ekzem, vor allem wenn die Hautreizung an untypischen Stellen auftritt, der Windelbereich beispielsweise ist meist ausgespart, untypisch ist auch der Achselbereich. Ein weiterer Faktor, der zum Nachdenken anregen sollte, ist das Fehlen oder nur leichte Auftreten von Juckreiz, der immer zu Neurodermitis gehört.

Hiervon gibt es nicht nur eine Form, sondern unter anderem das atopische Ekzem, das durch  IgE-vermittelte Typ1 Allergien wie Heuschnupfen, Tierhaarallergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten ausgelöst wird, während 80% der Patienten betroffen sind haben 20% keine solchen Allergien – es tritt also das gleiche Hautbild bei verschiedenen Krankheitsbildern auf.

Bei 10-15% der Betroffenen entwickeln sich die Beschwerden spontan, je stärker die familiäre Belastung ist, desto stärker ist  das Risiko einer Hauterkrankung, es liegt bei 60-80% wenn beide Eltern erkrankt sind. Weitergegeben wird allerdings nur die Veranlagung, wann, wie, wie stark und wie lange sich die Probleme zeigen wird nicht weitergegeben, hier hat der Körper ein Mitspracherecht, auch die Umgebung spielt eine Rolle und vor allem der Umgang mit der Krankheit.

Gerade Säuglinge neigen zu Ekzemen, weil die Haut noch nicht so verzahnt ist, es besteht aber eine 40% Chance, dass sie es dauerhaft verlieren, es bleibt vielleicht ein bisschen trockene Haut übrig, sonst aber nichts. Bei 30% der Patienten sind Beschwerden im Säuglingsalter aufgetreten, dann hatten sie lange ruhe und im Erwachsenenalter ging es wieder los, häufig dann aber nur mit ganz begrenzten Herden am Lid, einem Handekzem oder anderen Minimalformen. 33% der Betroffenen sind mit der Erkrankung kontinuierlich beschäftigt, das sind meist die Patienten in der Vitalklinik.

Allergische Erkrankungen haben in den letzten Jahren sehr zugenommen, allerdings auch das Bewusstsein hierfür und auch für Hauterkrankungen. Nahrungsmittelallergien haben ihren Höhepunkt in den ersten Lebensjahren, je großflächiger das Ekzem auftritt, desto eher muss man mit einer Unverträglichkeit rechnen.

Gerade das erste Lebensjahr ist wichtig fürs Zufüttern, man sollte 4-6 Monate stillen aber ab dem vierten Monat bereits Zufüttern, da sie in dem Alter  das allergologische Fenster haben, was bedeutet dass das Immunsystem wesentlich besser mit den unbekannten Stoffen zurechtkommt.  Wenn sich zeigt, dass bestimmte Nahrungsmittel nicht gut tun, kann man sie weglassen, sollte aber erstmal ein  breites Spektrum davon anbieten. Wenn Kinder stark eingeschränkt werden, werden sie ängstlich und trauen sich nichts, das betrifft nicht nur die Ernährung sondern auch den Kontakt mit anderen Kindern, den Sportunterricht und Weiteres. Sobald ein Ekzem auftritt lassen viele Milch und Ei als Klischeeverdächtige weg, das kann man mal für ein paar Wochen machen aber nicht dauerhaft ohne fundierte Begründung. Nahrungsmittelallergien gehen im jungen Alter noch zurück, in der Vitalklinik wird bereits mit 3-4 Monaten auf Allergien getestet und entsprechend beraten, nach einem halben Jahr oder Jahr wird der Test erneut durchgeführt. Der IGE-Wert für allgemeine Allergiebereitschaft wird über das Blut gemessen, oder man führt einen Bricktest mit den Kästchen am Arm durch.

97% der Neurodermitiker haben kein Asthma, auch wenn das für viele ein Angstfaktor ist, nur 2% haben sowohl mit Heuschnupfen als auch dem atopischen Ekzem zu tun.

Die Trockenheit der Haut ist die Hauptsache bei dem ganzen Geschehen, sie muss gepflegt werden, weil es bei trockener Haut zu einer Barrierestörung kommt, welche zu Juckreiz führt. Wenn es juckt kratzt man, das macht jeder automatisch, das Problem ist aber, dass das kratzen bei der Barrierestörung zu einer Entzündung führt, wenn diese heilt juckt es wieder und man befindet sich schnell in einem Teufelskreis. Man muss eine Alternative zum Kratzen bringen, der Spruch „kratz doch nicht“ bringt recht wenig, häufig spielen auch Wärme und Schwitzen eine Rolle.   Schwitzen kann gerade beim Sport auch zu Juckreiz führen, aber die Empfehlung, sich zu schonen, die es früher immer gab bringt nichts, außerdem ist Sport ein Ausgleich für häufiges sitzen und Stress im Beruf. Die Empfehlung ist deshalb, Sport zu machen und danach möglichst schnell zu duschen, einen Waschlappen oder Wechselkleidung mitzunehmen.

Saunatherapie bei Neurodermitis um die Haut und Abwehrkräfte zu stärken ist keine schlechte Idee, auch wenn es in der Hochphase eines Schubs nicht empfehlenswert ist.  Das Klima merkt man besonders in der Übergangsjahreszeit, im Herbst und Frühjahr wird die Haut etwas unruhiger. Auch die Heizungsluft und Pollen schwingen natürlich mit, Pollen führen nicht nur zu Heuschnupfen, sondern haben auch Einfluss auf Ekzemherde, es können auch Wechsel in Atopieformen auftreten. Chemische Irritationen können bei der empfindlichen haut zu Reizungen führen, auch Hautbakterien wie Staphylokokken sitzen auf Entzündungsherden und unterhalten sie, weshalb es bei offenen, nässenden Entzündungen notwendig ist, desinfizierende Maßnahmen zu treffen. Psychische Belastung bringt den Schwachpunkt, den jeder hat, zum Tragen, das kann Migräne sein, Tinnitus, Magenprobleme und bei Patienten mit Hauterkrankung eben die Haut haben. Man sollte immer auch überlegen, warum die Haut reagiert, und die Schübe nicht nur als negativ ansehen

Die Ernährung ist ein Punkt, gerade bei Neurodermitis, wo 80% der Betroffenen irgendwo eine Allergiebereitschaft haben. Es ist einfacher, Ei und Nüsse wegzulassen, als etwas am Lebensstil zu ändern oder 2mal am Tag zu cremen – manche Patienten schränken sich dann so ein, dass sie am Ende bei Kartoffeln und Reis landen, was natürlich nicht sehr sinnvoll ist. Die Erkrankten haben häufig Kreuzallergien, aber nicht so ein Riesenspektrum, deshalb ist eine gute Ernährungsberatung immer wichtig.

Hilfe findet man beispielsweise beim Arbeitskreis der allergologisch erfahrenen Ernährungsfachkräfte, auch der Deutsche Allergie- und Asthmabund bietet eine Weiterbildung an.

Allergene funken rein, sind aber nicht alles, eine große Rolle spielen auch Infekte, wenn zum Beispiel eine  Erkältung kommt, Kinder Milchzähne bekommen, oder nach einer Impfung weil das Immunsystem beschäftigt ist.

Die Haut ist unser größtes Organ, sie steht mit Blut, Lymphsystem und allen anderen Organen in Kontakt, bietet Schutz gegen physikalische und chemische Einflüsse, ist ein Speicher- und Ausscheidungsorgan und ein Sinnesorgan, die Hautnerven ragen bis in die alleroberste Schicht hinein. Das ist der Grund, dass die Verbindung zwischen Juckreiz und Kratzen so eng ist, wenn das Kratzen eine Entspannung vom Jucken bringt sieht es der Körper als eine Belohnung und merkt es sich.

Sie ist auch ein Organ der Kommunikation, gerade im Gesicht und an den Händen lassen sich Ekzeme schlecht verstecken und die Betroffenen werden darauf angesprochen. Gerade da wird gerne längerfristig mit Cortison gearbeitet, weil so eine offensichtliche Reaktion natürlich unangenehm ist, es sich nur leider schlecht wieder absetzen lässt, denn gerade im Gesicht gibt es einen starken Gewöhnungseffekt.

Es ist jedoch ein großer Vorteil bei Neurodermitis und Psoriasis, dass sie sich in der allerobersten Schicht abspielen, dort herrscht nämlich ein ständiger Regenerationsprozess und nach einem Schub ist die Haut auch wieder gesund. Das Problem der trockenen Haut bleibt aber bestehen, deshalb ist eine gute Basispflege das A und O.

Die Haut hat einen eigenen Säureschutzmantel, es wird eine säuerliche schützende Schicht auf die Haut gegeben, die dafür sorgt, dass sich bestimmte Bakterien nicht wohlfühlen. Zudem gibt es das Mikrobiom, das ist die schützende, ausgeglichene Hautflora die sich gegenseitig in Schach hält. Wenn die Umgebungsbedingungen nicht optimal sind, kann sich das einseitig verschieben, so haben Bakterien wie Staphylokokken eine Möglichkeit, sich auszubreiten.

Bei trockener Haut ist der Schutzfilm nicht mehr optimal, man spricht von einem Eczema craquele, also einem Austrocknungsekzem. Es bilden sich kleine Linien auf der Haut, die man sieht wenn die oberste Hautschicht zu trocken ist. Reizstoffe können eher durchdringen und Kontakt mit den unterliegenden Hautschichten bekommen, was zu Reizungen und Entzündungen führen kann. Auch in dieser unteren Schicht gibt es zu wenig Feuchthaltefaktoren und Fette, die Struktur ist nicht optimal. Dort kann durch gute Basispflege das, was die Haut nicht leisten kann, ebenfalls ausgeglichen werden, alles andere baut dann darauf auf.  Die Hauttrockenheit fängt im Sommer oft an den Schienbeinen an, im Winter bei den Händen.

Jeder landet irgendwann in seinem Leben bei einer trockenen haut, im Alter wird auch weniger Talg produziert, bei den Menschen, die als Kinder schon trocken gestartet sind, passiert das natürlich früher, es gibt auch viele Patienten mit einer Altersatopie. 

Man kann auch nichts einnehmen damit sich das wieder bessert oder?

Das kommt nicht hin. Unsere Haut ist so ein tolles Organ, wie eine Schutzhülle um uns rum, und insofern funktioniert die Versorgung von innen mit Tabletten und Nahrungsmitteln nicht so ganz. Viel trinken ist natürlich essentiell, wenn sie zu wenig trinken oder Entwässerungstabletten nehmen, wird die Haut natürlich auch trocken, aber gezielt Fette einzunehmen, Nachtkerzenöl und Schwarzkümmelöl, was ja sehr gamma-linolenreich ist, bringt nur bei manchen Patienten etwas auch Omega3 kann helfen, aber es gibt nichts was man gezielt einsetzen kann um das Problem zu lösen.

Auch ein Säugling sollte so früh wie möglich gecremt werden, um trockene Haut von Anfang an zu vermeiden, so kann bis zu 50% Neurodermitis verhindert werden. Wenn sie jemanden kennen, der eine Veranlagung in der Familie hat, sollten sie das empfehlen, auch wenn es natürlich etwas möglichst neutrales sein und kein Erdnussöl enthalten sollte, mit Duftstoffen muss man auch aufpassen.

Gerade in den Wintermonaten werden die Fingerkuppen und Zehen trocken, das ist der sogenannte atopische Winterfuß, eine Minimalform der Neurodermitis, die gecremt und gepflegt werden muss.

 Bei der Neurodermitis befinden sich Betroffene häufig in folgendem Teufelskreis:

Hauttrockenheit à Juckreiz à Bedürfnis zu Kratzen à Hautirritation/ Entzündung

Auslöser der Beschwerden ist bei der Neurodermitis eine gestörte Hautfettbarriere, wichtig ist deshalb die Hautpflege mit rückfettenden Substanzen –  im Winter brauche ich sicher auch etwas Stärkeres als im Sommer, wenn die Feuchtigkeit durch Schwitzen besser verteilt ist.  Am Körper selbst ist die Haut nie so trocken wie an Armen und Beinen, da sollte man mit etwas leichtem, gut einziehendem pflegen. Wenn ein Schub rum ist und die Haut zurückschuppt, brauche ich auch etwas Stärkeres als in einer Entspannungsphase.

Durch die Entzündung in der Haut werden bestimmte Mediatoren freigesetzt, die diese weiter unterhalten, wichtig ist erstmal, den  Juckreiz zu lindern und seine Auslöser herauszufinden. 

Wenn die Haut gerötet ist und schuppt können sich Bakterien daraufsetzen, deshalb sind in einem solchen Fall desinfizierende Maßnahmen notwendig, bei Eiter im Härtefall auch Antibiotika, außerdem müssen chronische Herde gezielt behandelt werden.

Gerade wenn Haut akut betroffen ist muss ich beim Fettgehalt aufpassen, wenn beispielsweise die Beuge eh schon fast nässt wäre Fettcreme nur wie Frischhaltefolie die die Entzündung konserviert und weitertreibt. Folgende Grundsätze sollte man beherzigen:

 Feucht auf feucht sollte nicht sein, man sollte nässende Hautstellen erstmal austrocknen.

Kein Fett auf entzündete Haut

Fett erst auf trockene Haut

Im Frühjahr kann man den Fettgehalt der Produkte auch im Gesicht etwas senken – ist die Haut im Herbst chronisch vergröbert, ist es durchaus möglich ihn zu erhöhen, sie können auch etwas spielen. Wenn es bei ihnen morgens schnell gehen muss, können sie etwas Leichteres für die Pflege nutzen und abends nach dem Duschen dann etwas Fetteres.

Bei Kindern kann man das auch spielerisch gestalten, damit es nicht das nervige „Schon-wieder-cremen-müssen“ wird, man muss aber konsequent bleiben und regelmäßig pflegen. Es hilft auch, Rituale einzuführen – je normaler sie mit der Erkrankung umgehen, desto einfacher wird es für alle Beteiligten.

Man sollte die Haut zweimal täglich eincremen, gerade Stellen wie Arme und Beine, kombinierbar ist das auch mit Ölbädern mit pflegender Wirkung. Essentiell ist die Basistherapie, damit Ekzemschübe weniger und weniger extrem werden – bei guter Pflege ist das durchaus ein realistisches und erreichbares Ziel.

Jede Pflegeanwendung ist zusammengesetzt aus Wasser und Fett, gerade bei der Hautpflege ist es wichtig, dass Fett und Feuchtigkeit enthalten sind – nur mit Öl zu arbeiten bringt nicht viel, da wird die Haut eher trocken. Auch Vaseline ist sicher eine gute wasserabweisende Grundlage, sie ist als Schutzfilm nicht verkehrt aber zur Pflege eher ungeeignet.

Es gibt den sogenannten SCORAD in Kliniken, um zu sehen wie großflächig und intensiv die Neurodermitis ist. Hier wird die betroffene Fläche, wie stark sie  entzündet ist und wie extrem der Juckreiz und die Schlafprobleme sind. Die Werte reichen bis zu 103 Punkte, bei bis zu 25 Punkten spricht man von leichter Neurodermitis, bei höheren Werten bezeichnet man sie als mittelstark oder stark.

 

In den Schulungen gibt es ein Stufenkonzept, das ähnlich aufgebaut ist wie eine Ampel. Die grüne Stufe bedeutet, es geht der Haut gut, ich brauche zwar meine Basispflege aber ansonsten kann ich, unter Berücksichtigung von konkreten Allergien und Auslösern, machen was ich möchte.

Stufe 2, die gelbe Phase, bedeutet so viel wie hab acht es geht gleich los; die haut wird unruhig und es kommen erste rote Stellen und Juckreiz.

In Stufe 3 ist die Haut hochrot und entzündet, ich muss wirklich etwas unternehmen.

Stufe 4 bedeutet, dass ich Hilfe von einem Arzt brauche, weil entsprechende intensivere Maßnahmen notwendig sind.

Für Schulungen ist man meist in den ersten drei Stufen unterwegs, das sind auch die Stufen in denen sie lernen können, wie sie sich selbst am besten helfen.

Ich habe nochmal eine Frage. Man hört immer von Kokosöl, überall liest man dass das so hilfreich sein soll.

Ich denke, es ist ähnlich wie eine andere Pflege auch, es ist sicher nicht das Allheilmittel für alles aber schaden wird es nicht. Allerdings ist es auch nicht so besonders, wie es oft heißt.

Oft fragen Ärzte, warum die Creme schon wieder leer ist, und die Patienten sind verunsichert, was ihren Cremebedarf angeht. Wenn sie sich zweimal täglich ordentlich eincremen, braucht selbst ein Kind an die 300g Creme im Monat und ein größeres Kind schon bald ein Kilo.

Ist die Haut dann schon stärker betroffen und man kann Rötungen und erste Kratzspuren sehen, fangen die Ärzte in der Vitalklinik mit cortisonfreien Cremes an, das sind in der Regel Zinkzusammensetzungen, die austrocknend wirken können und Zusätze enthalten, die den Juckreiz stillen, häufig ist das dann Tisit, Tannolact Creme oder das Physiogel Ai. Wenn heftigere Kratzspuren da sind, wird mit Triclosan oder Chlorhexidin behandelt, alternativ mit Salbenzusammensetzungen mit Clotrimazol. Was den Patienten jederzeit zur Verfügung steht, sind Teeumschläge mit schwarzem Tee – es wird eine Zinkcreme aufgetragen, über die dann der Umschlag gewickelt wird. 

Was wird mit Kochsalz gemacht?

Das wäre so wie mit dem Tee, ca. 1l Wasser und ein TL Salz ergeben eine Kochsalzlösung, die sie dann für einen Umschlag nutzen können.

In der dritten Stufe werden natürlich desinfizierende Maßnahmen gebraucht, in der Vitalklinik werden hierfür Zinksalben mit entsprechenden Zusätzen verordnet. Sollten diese Präparate nicht zum Erfolg führen, wird mit Cortison oder neueren Präparate wie Elidel oder Protopic gearbeitet, letztere werden als Therapeutika für eine  proaktive Therapie eingesetzt. Diese brauchen etwas länger, bis sie wirken, gerade am Anfang hat man natürlich häufig auch das Problem, dass es juckt und man Abhilfe schaffen muss. Cortisonhaltige Salben sind nach wie vor schneller, hier sollte man mit der niedrigsten nötigen Dosierung arbeiten, wenn ein Herd hartnäckig ist kann man auch anschließend noch eine längerfristige Behandlung mit Elidel und Protopic beginnen.

Ein akuter Schub muss abgefangen werden, trotzdem braucht die Haut danach vier Wochen zur Regeneration, deshalb darf die Medikation bei einer Besserung nicht abrupt abgesetzt werden.

Die Proaktive Therapie schleicht sich allmählich aus und ist deshalb sinnvoll. Je nachdem wie akut der Schub war, wird diese Behandlung durchaus für ein Vierteljahr empfohlen, in dem man dann ein- bis zweimal wöchentlich so behandelt. Durch die proaktive Therapie erleiden die Betroffenen deutlich weniger und weniger starke Schübe, auch Salbenverbrauch von cortisonhaltigen Salben ging zurück

Auch bei den Biologika tut sich etwas, das erste Präparat für Neurodermitiker ist das  Dupilumab, ein Anti-IL4 Rezeptor, der recht gut gegen Hautrötungen, Ekzeme und Juckreiz hilft.

 

Zusammenfassung Amelie Weydringer