Ein zufälliger, glücklicher Treffer im Internet, ein unerwartet rasch sehr persönlich-annehmendes Informationsgespräch am Telefon mit sehr detaillierten Fragen und ersten Ratschlägen.....ein zweiter Anruf nach kurzem Bedenken....
Seit 3-4 Wochen erleben meine Frau und ich den ersten schweren Schub ihrer Psoriasis mit Ausbreitung über den gesamten Körper und Kopf. Laut Hautarzt war ambulante Behandlung nicht mehr möglich: Klinik Bad Bentheim oder Aufenthalt am Toten Meer sind die Alternativen..
Am 24.5.2015 treffen wir einen Teil der Reisegruppe in der Wartezone vor dem Gate der Jordanian Airlines. Die erfahreneren Mitreisenden hatten bereits direkt nach dem Einchecken einen Begrüßungs-Sekt genossen.
Nach 4 1/2 Stunden Flugzeit landeten wir im dämmerigen Amman. Mit guter Organisation waren die Einreiseformalitäten recht rasch überstanden, und nach etwa einstündiger Busfahrt bergab durch felsiges Gebirge und Wüste erreichten wir das Dead Sea Hotel& Spa am jordanischen Ufer.
Der Geschäftsführer des Hotels selbst begrüßte unsere Gruppe sehr herzlich in lockerem Deutsch, und nach einem erfrischend kalten Saft wartete das abendliche Buffet im Restaurant auf uns. Beim Abendessen wurden erste Kontakte geschlossen.
Am nächsten Morgen begann der anstrengende Rhythmus der nächsten 21 bis 24 oder 28 Tage Klimakur, je nach gebuchter Dauer:
ab 7:00 h Frühstück, eventuell zuvor bereits ein erstes Bad im Toten Meer zum Entschuppen,
ab 8:00h waren die Solarien geöffnet:
Abwechselnd in der prallen Sonne, unter einem Schirm oder im Schatten wurde der Körper Licht und Luft ausgesetzt, in individuellem Lage- und Zeit- Rhythmus, für insgesamt drei bis vier Stunden vormittags und nach einer Pause im klimatisierten Zimmer erneut für zwei bis drei Stunden. Pro Tag mussten drei Liter Wasser getrunken werden, sonst wäre die Wärme bei 33-43*Grad Celsius im Schatten ganz unerträglich gewesen!
Für manche Patienten bot ein Bad im Toten Meer eine gewisse Erfrischung; allerdings waren strenge Vorsichtsmaßnahmen zu beachten mit Schutz der Augen und absolutem Schluckverbot des stark alkalischen Wasser wegen der Gefahr tödlicher Verätzungen!
Wichtig war zudem, Sonnenbrand unbedingt zu vermeiden; eine Verschlimmerung der Psoriasis wäre möglich gewesen, oder zumindest ein Verlust von Behandlungstagen mit Aufenthalt im Zimmer die Folge gewesen. Also waren anfangs Sonnenschutzcremes mit Faktor 50, dann mit 30 oder 20 zu benutzen, nach etwa einer Woche ging es ohne Sonnenschutz. Dieser Ablauf gilt zumindest für Anfänger, empfiehlt sich aber für jeden, der aus einer Winter-/Frühjahrszeit anreist.
30 Personen hatte die Gruppenleiterin Margitta Hess bei dieser Reise zu betreuen, 28 Patient/innen, ca. 75%Damen und 25% Herren, dazu zwei begleitende Partner.
Von frühmorgens bis in die Nacht stand Margitta mit Rat und Tat ihren Schützlingen zur Seite mit ihrer in mehr als 15 Jahren erworbenen dermatologischen Erfahrung. Stimmungsschwankungen erspürte sie, bevor diese ausgesprochen werden konnten, und nahm manche/n in einem ruhigen Moment zur Seite. Sie sorgte sich um den Kontakt einer/eines jeden zur Gruppe und akzeptierte auch individuelle Wege. Nach dem Abendessen fand man sie oft auf der Terrasse vor dem Restaurant inmitten einer entspannten Runde.
An abgelegeneren Tischen fanden sich auch immer wieder Spielgruppen, so wie im Urlaub.
Und gefeiert wurde auch: einmal mit einem köstlichen Abendessen im Jordanischen Restaurant des Hotels, einmal am Strand vor dem Beduinenzelt mit den einladenden Speisen der Wüstenbewohner! Das waren eindrucksvolle Abende, aufgrund der langjährigen Kontakte von Margitta zum Hotel exklusiv für unsere Gruppe vorbereitet. In kleinen Gruppen wurde auch das benachbarte Möwenpick-Hotel aufgesucht;
einige Personen fuhren mit einem Taxi nach Petra als Tagesausflug, andere nach Aquaba und nach Jerash/Gerasa, eine größere Gruppe auch nach Madaba.
Im Kuralltag war für manche Teilnehmer/innen die Happy Hour im Pub des Hotels der Höhepunkt des Tages, wenn bei frisch gezapftem Bier der noch defizitäre Wasserhaushalt auf ein "internistisch akzeptables Niveau" ausgeglichen werden konnte.
Als Begleitperson hatte ich ein leichtes Leben: keine Powerstunden im Solarium bis zur Erschöpfung physisch und psychisch, nur Lesen auf dem Balkon, unter dem Sonnenschirm am Strand oder im klimatisierten Bereich der Kaffeebar oder des eigenen Zimmers. Es gab einen gut ausgerüsteten Fitness-Raum und mehrere Schwimmbecken draußen.
Mittags war ich für das Lunch im Zimmer zuständig mit Obst, Käse, Brötchen,Tee,
ansonsten gefiel uns das Angebot der Frühstücks-und Abendbuffets, so dass wir nicht außer Haus essen waren - was andere doch hin und wieder zur Abwechslung taten.
So habe ich meine 24 Tage in ruhigem Kamelrhythmus verbracht und habe wohl erfolgreich versucht, niemandem auf die Nerven zu fallen.
An der Haut meiner Frau tat sich 1 1/2 Wochen eigentlich nichts, immerhin hatte sie nie einen Sonnenbrand; dann zeigten sich zaghaft bräunliche Ränder an den Psoriasis-Herden, schließlich verschwanden in der dritten Woche die entzündeten, roten Flächen, die Flecke wurden kleiner, die ersten verschwanden - es zeigte sich ein sehr deutlicher Rückgang des Schubes. Zuhause kam es noch zu einer weiteren Verbesserung, so dass auffällige Veränderungen nicht mehr zu sehen waren, lediglich die Kopfhaut schuppte noch, aber weniger stark.
Es war eine bewegende, sehr intensive Zeit am Toten Meer dieses Jahr hinsichtlich Krankheitserfahrung, Erleben einer unglaublichen Besserung, Blick in eine noch ungewisse medizinische Zukunft, getragen Sein durch die großartige Selbsthilfegruppe Ostheim, für unsere Partnerschaft.
Dr. Thomas Schindler
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Ilona (Donnerstag, 23 Juli 2015 18:35)
Was für ein netter Bericht und auch ich kann dem voll und ganz zustimmen.
Alles Gute für Euch ... Vielleicht bis im nächsten Jahr ... ganz Liebe Grüße Ilona