Warum verwächst sich Neurodermitis

Sehr geehrter Herr Dr. Schubert,

 

im Rahmen unserer Seminarfacharbeit zum Thema Neurodermitis entstanden folgende Fragen, von denen wir jedoch nicht wissen, ob sie überhaupt vollständig beantwortbar sind:

Warum kann Neurodermitis mit zunehmendem Alter "verwachsen"? Also warum kann man als Säugling von Neurodermitis betroffen sein und als Erwachsener nicht mehr? Gibt es dafür Gründe, welche auszumachen sind? Des Weiteren würden wir gerne wissen, ob es einen Grund dafür gibt, dass sich die von Neurodermitis betroffenen Körperstellen ebenfalls mit fortschreitendem Alter verändern. Außerdem würde es uns interessieren, ob Frauen und Männer gleichermaßen von Neurodermitis betroffen sind (ob deutlich mehr Frauen oder Männer betroffen sind).

Sind Ihnen außerdem auch Neurodermitisfälle bei dunkelhäutigen Menschen bekannt, und wenn ja, tritt es bei dunkelhäutigen Menschen genauso oft auf wie bei hellhäutigen Menschen?

 

Es wäre schön, wenn Sie Zeit zur Beantwortung der Fragen finden könnten.

Vielen Dank im Voraus.

 

 

Mit freundlichen Grüßen

 

.. .., .. .. und .. ..

(Schüler der 12. Klasse)


Antwort:

Liebe .....,

das atopische Ekzem (Neurodermitis constitutionalis odet atopica) hat in den letzten  Jahrzehnten an Häufigkeit zugenommen.  Während die Prävalenz im Vorschulalter

in den 50er und 60er Jahren bei 2-3% gelegen hat, sind heute in Europa 10- 15% der Kinder in dieser Altersgruppe zumindest zeitweilig davon betroffen.

Mädchen sind gleichhäufig und gleichstark betroffen. Bei Erwachsenen beträgt in Deutschland diese Prävalenz 1,5 bis 5%, ebenfalls bei beiden Geschlechtern. Es tritt im Alter seltener auf. 

Gründe sind Gewöhnung (Feiung) durch Anpassung , Impfungen, Nachlassen von Immunphänomenen und Toleranzentwicklungen sowie Schulungen.

Der Befall ist in den einzelnen Lebensabschnitten unterschiedlich: 

Säuglingsalter: oft Gesicht, Nacken, Hals, Faltenregionen und Extremitäten in Form diffuser papulöser bis bläschenförmiger Erytheme mit stärker entzündlicher Note.

Jugendalter: meist umschriebene Herde in den Beugen der Extremitäten, oft lichenifiziert (lederartig verdickt). Trockene Haut mit Schuppungen - manchmal generalisiert.

In diesem Alter auch nicht selten (ca 30%) Entstehen von allergischem Schnupfen und/oder Asthma bronchiale.

Höheres Erwachsenenalter: stark juckende knotige Form der Neurodermitis bei meist starker Austrocknung der Haut, besonders am Rücken und an den Extremitäten.

In diesem Alter auch Nachlassen der Schnupfenbeschwerden, weniger der Atembeschwerden.

Dunkelhäutige Menschen leiden ebenfalls an Neurodermits, Zahlen sind nicht publiziert, aber die Verläufe sind ähnlich.

Mein Partner hat jahrelang in Äthiopien als Hautarzt gearbeitet und konnte das bestätigen. Ich selbst habe nur gelegentlich in der Sprechstunde in Würzburg  dunkelhäutige Neurodermitiker behandelt.

In der Hoffnung, Ihre Fragen ausreichend beantwortet zu haben

und viele Grüße

Erich Schubert

Hautarzt, Allergologie


Kommentar schreiben

Kommentare: 3
  • #1

    Luka (Montag, 13 Juni 2016 18:11)

    Ich bin dunkelhäutig und habe auch Neurodermitis aber es lässt dank Gott nach , so meine Frage war ich habe jetzt mittelgroße dunklere Flecken z.B auf dem arm wen man sich aber den Rest anschaut bin ich sehr deutlich sehr viel heller was kann ich gegen diese Flecken tuen ???

  • #2

    Margitta (Dienstag, 14 Juni 2016 16:33)

    Hallo Luka,

    ich habe deine Frage weitergeleitet an Dr. Schubert.

  • #3

    Margitta (Donnerstag, 16 Juni 2016 11:21)

    die Über- oder Minderpigmentierung durch entzündliche Hauterkrankungen, wie z. B. Neurodermitis atopica oder auch Psoriasis vulgaris,
    ist Folge dieser Entzündungen der Haut in mehr oder minderer Stärke.
    Dunkelhäutige Patienten leiden darunter besonders, besonders wenn es sich um eine deutliche Aufhellung (postinflammatorische Hypo-
    pigmentierung handelt. Leider gibt es dagegen keine wirkungsvolle Behandlung, außer abwarten. Denn diese Hypo- manchmal auch
    die Hyperpimentierung bessern sich meist von allein. Regelmäßiges Rückfetten sollte bei Neurodermitikern selbstverständlich sein.