- Es handelt sich um eine Autoimmunerkrankung
- Es ist keine solitäre (alleinstehende) Erkrankung.
Dr. Schüle erklärte die für uns komplizierte Entstehung der Erkrankung. Er gab uns die Behandlungsmöglichkeiten am Beispiel einer jungen Patientin und zeigte auch die Notwendigkeit der
Zusammenarbeit der Fachmedizin auf.
Autoimmunerkrankung.
Es gilt als gesichert, daß es sich bei der Weißfleckenkrankheit um eine Autoimmun -erkrankung handelt.
Nach einer noch nicht abgeschlossenen Forschungsreihe an der Universität Denver/Col. Wird die Erkrankungsbereitschaft durch Gene weitergegeben, was nicht automatisch die Erblichkeit der
Krankheit bedeutet.
Der Aussage, daß es sich im Wesentlichen um ein kosmetisches Problem handelt, wird von Dr. Schüle heftig widersprochen. Vitiligo ist keine solitäre (alleinstehende) Krankheit. Sie wird fast immer
begleitet von anderen Erkrankungen: in 60 – 70 % der Fälle von Schilddrüsenerkrankungen, etwa der Hashimoto-Thyreoiditis, einer chronischen Schilddrüsenentzündung , sowie anderer
Autoimmunerkrankungen des Magen-Darm-Traktes, der Niere, der Leber, des Blutbilds, Multipler Sklerose, Typ I – Diabetes.
Unter den Vitiligopatienten sind 20 % von Schuppenflechte, 20 % von Neurodermitis und 7 % von Licher ruber planus (flacher Knötchenflechte) befallen.
Dies bedeutet, daß neben Dermatologen auch Endokrinologen, Internisten und Psychtherapeuten, letztere wegen der hohen Selbstmordanfälligkeit, der größten unter den an Hautkrankheiten erkrankten
Patienten, jedoch auch wegen der Abhängigkeit von seelischer Belastung der Autoimmunkrankheiten, herangezogen werden müssen.
Es heißt, daß 2 % der Weltbevölkerung von Vitiligo befallen sind.
Entstehung.
Dr. Schüle erklärt die die Entstehung der Weißfleckenkrankheit mit dem Vorhandensein von Viren des Herpes-Typs, zu denen auch das Epstein-Barr-Virus und das Zytomegalie-Virus gehören.
85 % der europäischen Bevölkerung sind Träger dieser Viren. Der „normale“ IgG-Titer in der befallenen Bevölkerung beträgt bis 1000 U/ml, während beim Vitiligoerkrankten der Titer bis auf 70000
Einheiten ansteigen kann.
Durch die Reaktion des Körpers, des Immunsystems, wird ein Prozeß eingeleitet, der mit folgenden Stichwörtern gekennzeichnet wird, die zum Ablauf der Immunaktivität des Körpers gehören:
Makrophage (Freßzellen), freie Radikale (stark reaktionsfähige Atomgruppen), H2O2 (Wasserstoffperoxid), SOD (Superoxiddismutase), Katalase (Enzym, das die Zerlegung von H2O2 in Wasser und
Sauerstoff begünstigt).
Für uns Laien: durch den Abwehrkampf in der Zelle wird Wasserstoffperoxid gebildet. Dieses erzeugt weiße Flecken auf der Haut. Katalase wiederum, das Enzym, das der H2O2-Bildung entgegenwirkt,
ist bei dem betroffenen Personenkreis in geringerem Maße vorhanden als bei Nichtbetroffenen.
Therapie.
Es gibt Präparate, die dieses Prinzip, nämlich die Aufspaltiung des H2O2 durch Katalase , nutzen wollen. Sie scheine jedoch von nur eingeschränkter oder keiner Wirkung zu
sein (Vitix und Pseudokatalase).
Dr. Schüle empfiehlt traditionelle Behandlung bis zum Vorliegen neuer Erkenntnisse (Denverstudie s.o.), die in den nächsten Jahren hoffnungsvolle Ergebnisse für die Behandlung hervorbringen
könnte.
Beim ersten Auftreten der Flecken sofort massiv immunsuppressiv vorgehen: kurzfristig hohe Dosen Kortison, anschließend Therapie mit Antioxidativa.
Dr. Schüle stellte die erfolgreiche Behandlung einer jungen Patientin vor, die zunächst mit Mineralien (Eisen, Kupfer), Vitaminen (Folsäure) und Katalasecreme behandelt worden war.
Wegen unzureichenden Heilerfolgs wurde nach 1 ½ Jahren(die Behandlung ist immer langfristig) AUF Fumarsäure (unter Überwachung der Blutwerte – Leukozyten, Niere, Leber-)umgestellt.
Der Erfolg war bereits nach 3 Monaten sichtbar.
Begleitet wird jede Behandlung mit UV B1 – Bestrahlung. Die Lichttherapie ist nicht nur unbedenklich, sondern geradezu notwendig.
Dr. Schüle spricht sich gegen Lichtblocker aus, auch wenn die nicht betroffenen Hautteile durch stärkere Bräunung die hellen Flecken stärker hervortreten lassen. Es sollte keine Schutzcreme mit
einem Lichtschutzfaktor über 20 Verwendung finden.
Es wird Ganzkörperbestrahlung empfohlen, da auch die Zellen der nichtbetroffenen Haut erhöhte H2O2-Werte aufweisen.
Dr. Schüle empfahl als Ansprechpartner die ihm bekannten Dermatologen, die sich besonders mit Vitiligo befaßt haben:
Prof. Dr. med. Karin U. Schallreuter
Dr. med. Raphael Shimshoni
Dr. Raul Yaguboglu
Universität Erlangen, Vitiligo-Sprechstunde
Wir danken Dr. Schüle für seinen Vortrag, der manchen Betroffenen Hoffnung gebracht hat.
Zusammenfassung von Günter Jouy
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