Spiegelbild des ganzen Menschen

Die Haut ist noch mehr als andere Organe ein Spiegelbild des Gesamtorganismus. Sie spiegelt sichtbar die Innen- und Außenwelteinflüsse wider. Hier finden wir den ganzen Menschen wieder in einer Ganzheit von Seele und Körper. So, wie wir dem ständigen Rhythmus und Spannungsverhältnissen der Natur zwischen Tag und Nacht, Sommer und Winter ausgeliefert sind, finden bei uns im Körper dauernd die rhythmischen Vorgänge von Aufbau und Abbau statt.

Die erste Seite wird im Begriff der Traditionellen Chinesischen Medizin von Säfte- und Blutvorgängen beherrscht. Über die aufgenommenen Nahrungsmittel und Arbeit der Verdauungsdrüsen werden die Substanzen von der Außenwelt ganz individuell umgewandelt und verinnerlicht. Wird dieser Prozess meist durch fehlerhafte Ernährungsweise gestört, tritt im Körper ein Überfluss an ungeklärten Substanzen auf, die mit der Zeit eine Entzündungstendenz entwickeln. Das macht die Fülle, aber nicht die Vitalität aus.

Die zweite Seite des Geschehens dient der Umwandlung und dem Abbau der aufgenommenen Stoffe, um uns durch unseren Körper in der Außenwelt zu betätigen und unsere Ziele im Alltag zu bewältigen. Damit drückt sich die energetische, die Qi-Funktion aus.

In der Haut als Organ laufen ununterbrochen Prozesse des Abbaus als Schuppung und des Aufbaus als Regeneration, Erneuerung, Wundheilung ab.

Anhand des Hautbildes kann man die Zusammenhänge zwischen dem Energiefließen/Qi-Fluss und den stofflichen Prozessen/Säfte-/Blut-Qualität ablesen. Im Alltag stellen sie sich oft physiologisch dar: Scham oder Jähzorn - durch Röte, Schreck und Angst - durch Blässe.
Wenn das Verhältnis von beiden Polen gestört wird, kann sich das als unangenehme Symptome an der Haut äußern.
Überwiegt das Stoffwechselgeschehen, dann wird die Hautschicht von innen nach außen durchstoßen. In deren Folge entstehen oft akute entzündliche Exanthemata (Hautausschläge), z.B. Allergien, Urticaria (Nesselsucht), exsudative Diathese (angeborene Neigung zur Haut- oder Schleimhaut-Entzündung) oder in chronischer Form -  Psoriasis. In diesen Fällen ist besonders auf die Regulation des Stoffwechsels zu achten. Die Therapie mit chinesischen Arzneirezepturen zielt dabei auf die Ausleitung eiweißhaltiger entzündungsfördernder Substanzen, v.a. über die Darmschleimhaut. Dabei spielen unterstützende diätetische Maßnahmen (Ernährungsumstellung) eine große Rolle.

Die austrocknenden, rissigen, schuppenden und nervös juckenden Prozesse wie bei trockenen Ekzemen und Neurodermitis werden auf die Qi-Überaktivierung  zurückgeführt. Diese Qi-Überaktivierung wird oft als sekundäre Hitzeentwicklung bei Reaktion auf die äußere Kälte herbeigeführt. Durch die Umstände, die diese Hitze verstärken können, wie scharfe Nahrungsmittel, Stress etc., tritt das entsprechende Krankheitsbild  schubweise auf. Wenn die Krankheit nicht in Schüben, sondern kontinuierlich  verläuft, handelt es sich häufig um eine überaktive Qi-Reaktion, um im Körper herrschende überschießende Stoffwechselprozesse zu beherrschen.
Damit wird offensichtlich, dass es gerade bei Hautkrankheiten notwendig ist, den Krankheitsprozess auf verschieden Ebenen anzugehen. Es geht nicht nur darum, die störende und unangenehme Symptomatik zu beherrschen, wie es von der westlichen Medizin meist leider nur vorübergehend ermöglicht wird. Es geht vielmehr darum, an die Entstehungsursache heranzukommen und dieser mit Mut und Geduld bei der Therapie zu begegnen. Es werden verschiedene Faktoren berücksichtigt, wie
Konstitution
Erziehung
Durchgemachte Kinderkrankheiten
Besondere Erlebnisse im Laufe des Lebens
Zusammenhang mit anderen Prozessen im Körper
Besondere Verbindung zu Infekten
Und einige Faktoren ganz individuell

Die Pulsqualität und das Aussehen der Zunge ergänzen die Information und geben eine hilfreiche, zusätzliche Auskunft über die aktuelle Ebene, auf der sich das krankhafte Geschehen abspielt.
Die Haut ist die Grenzschicht des Menschen nach außen. Mehr als über die Haut ist es kaum möglich, den Krankheitszustand aus dem Inneren auszudrücken. Der Entwicklungsprozess von innen nach außen ist bei Hautkrankheiten meist ein längerer Weg. Ihn zurückzugehen und sich von tiefen Störungen zu befreien, ist sehr möglich und erweist sich dabei meistens als kontinuierliche Besserung. Jeder Weg ist individuell sehr unterschiedlich und erfordert einige Geduld, länger bei der Therapie zu bleiben, um einen langfristigen und stabilen Erfolg zu erreichen.


Irina Christ
Ärztin für Traditionelle Chinesische Medizin
Shiatsu-Therapeutin
Gregor-Mendel-Str.9
97218 Gerbrunn
Tel. bei Fragen
0931- 305 12 261

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